Henrys tolle Tage

Auf den letzten Metern des Zieleinlaufs beim Karstadt-Marathon strahlte Henry bereits wie ein Schneekönig, obschon er 1:18 zwischen Gelsenkirchen und dem Limbecker Platz durch den Regen gelaufen war. Ob unter den Regentropfen in seinem Gesicht auch Tränen der Freude gewesen
sind?
Der Nachfahre eines großen kenianischen Kriegers schweigt und freut sich: „Drei Halbmarathons in nicht einmal einem Monat - das ist nicht schlecht!“, klopft sich Henry verbal selbst auf die Schulter. Was heißt nicht schlecht? Henry und Joseph liefen die Rennen in Zeiten rund um die 1:15.00 - Wahnsinn. Lauf-Kollege Lelgemann und Edelfeder der WAZ zählt zu den neuen Henry-Freunden, die unser Ausnahme-Läufer ab dem 23. April während seines Deutschlands Aufenthaltes gewonnen hat. Während eines Besuches der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom dem Karstadt-Marathon plauderten Henry und der schreibende Marathonläufer Lelgemann einen Nachmittag lang. Herausgekommen ist ein vorzügliches Henry-Portait, das nicht nur den Menschenfreund Wanyoike, sondern vor allem den Sportler in den Mittelpunkt stellt. Thomas Lelgemann: „Ich laufe selber, stelle mir vor, dass ich als Blinder liefe und dann dreimal hintereinander eine Zeit um 1:15. Das ist unglaublich gut. Kaum vorstellbar. Henry ist einfach klasse. Er hat sich nach seinem Unfall wirklich ganz groß zurückgemeldet!“ Darauf ist das kongeniale Paar auch wirklich stolz. Sehr stolz. Henry: „Die Zeit in Deutschland war super und ich habe mich auf der Bühne zurückgemeldet. Die Schinderei im Training hat sich gelohnt. Jetzt arbeite ich gezielt auf einen neuen Weltrekord hin. Vielleicht laufe ich den ja im kommenden Jahr in Hamburg. Das ist meine
Lieblingsstrecke, dort habe ich viele Fans. Und dort bin ich schon Weltrekord gelaufen." Da werden viele Fans den Daumen drücken. Von denen gibt es immer mehr.

Auch den Dauerbrenner in den deutschen Charts: „Schäfer Heinrich“, Heinrich Gersmeier aus Erwitte. Ein Naturbursche, der vor dem Marathon von Essen mit dem Naturburschen Henry Freundschaft geschlossen hat.

Heinrch, singender Herr über 270 Schafe traf Henry, Vorsitzender des Projekts „Cows4Kenya", powered by Boris Becker und der Cleven-Becker Stiftung. Und das kam so: Der Produzent des Schäfers hatte über die Redakteurin Anke Wiese von Henry gehört, nahm mit uns Verbindung auf. Musik-Macher Torsten Kühnöl: „Den Schäfer hat Henrys Geschichte so begeistert, dass er ihn unbedingt kennen lernen wollte."

Und Henry hatte noch nie einen Schäfer kennengelernt. Heinrich und seine knapp 300 Schafe leben nicht ganz weit weg von Essen im Lipper Land.

Also unternahmen wir nach dem Training vor dem Karstadt-Marathon einen kleinen Ausflug. Wir kamen als Fremde und gingen als Freunde.

Der Schäfer erklärte Henry, wie das Schaf im allgemeinen so tickt – und Henry, welche Erfahrungen er mit den zu betreuenden Kühen gemacht habe.

Dass Henry nicht singen kann, störte den Schäfer eigentlich gar nicht,
er verriet seinem Gast aus fremden Landen, dass er das hohe C auch auf Anhieb nicht immer treffe…
Heinrich will Henry und seine Projekt zukünftig unterstützen, kündigt gemeinsame Aktionen an. Davon sind schon jetzt einige geplant. Die Henry-Freunde können sich über die Teilnahme am Bonn- und Essen-Marathon 2010 freuen. Marathon-Chef Organisator Kai Meesters: „Schön, wenn Henry im kommenden Jahr Zeit fände, wieder in Bonn und Essen zu laufen." Die Verantwortlichen von Sponsor „Rhein-Energie“ können sich eine Unterstützung des Phänomens Wanyoike und seiner Projekte durchaus vorstellen. Im kommenden Jahr soll Henry erneut einige Bonner Schulen besuchen, mit den Eleven im Sportunterricht laufen.

Regina Vollbrecht, die schnellste Marathon-Frau der Welt lief den Halb-Marathon von Essen in 1:40. Gina und ihr Guide Nils waren sehr zufrieden.

Fotos: Pflughaupt, Jardner

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