Im Februar 2014 reise ich zum zweiten Mal zu Henry & Joseph nach
Kikuyu. Wer die beiden und ihre Familien kennt, dem brauche ich den
Grund wirklich nicht zu erklären. Auf der anderen Seite interessieren
unsere Tochter Vicky, die mich begleitet, und mich vor allem die
Situation des House of Hope. Bei meinem letzten Besuch zweieinhalb
Jahren zuvor war gerade mal die erste Klasse mit Teacher Anne
eingerichtet. Wie viel ist seitdem passiert!
Mit den Mitteln aus dem ersten Spendenlauf der Waldbreitbacher
Grundschule konnte der Küchenanbau errichtet und die Holz- gegen
Stahltüren ausgetauscht werden. Sogar einen kleinen Spielplatz hat man
anzulegen begonnen und eine hölzerne Rutsche gebaut. Die zweite Klasse
ist in Betrieb gegangen und die Lehrerin für die dritte Klasse
ausgesucht worden. Mit dem letzten Rest des Geldes können wir spontan
deren Gehalt für ein Jahr bezahlen, womit erstmals alle drei Klassen
parallel arbeiten.
Ende September 2014 sind unsere Freunde wieder mal in Deutschland,
natürlich treffen wir uns und freuen uns gemeinsam an den weiteren
Fortschritten: Mit den Mitteln des zweiten Spendenlaufs der
Waldbreitbacher Grundschule konnte ein großzügiger, stabiler Spielplatz
mit stählernen, bunt bemalten Geräten von einem lokalen Handwerker
gebaut werden. Den Kindern stehen jetzt eine Doppelschaukel, ein
Klettergerüst und eine vernünftige, witterungsbeständige Rutsche zur
Verfügung. Das Geld reicht sogar noch für die Bezahlung der dritten
Lehrerin bis Anfang 2016. Wir sind sehr froh, daß wir mit
vergleichsweise wenig Geld gemeinsam mit der Henry Wanyoike Foundation
solch tolle Dinge verwirklichen konnten.
Ein Traum wird wahr: Ein Klavier für Margaret
Ein Spendenprojekt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der gesetzlichen Unfallversicherung
Eine bewegende Filmszene aus dem von der Deutschen Gesetzlichen
Unfallversicherung (DGUV) initiierten Dokumentarfilm „GOLD – Du kannst
mehr als Du denkst“ war der Auslöser für dieses besondere
Spendenprojekt. Ein Jahr lang haben engagierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der gesetzlichen Unfallversicherung überall in Deutschland
in einer gemeinsamen Aktion gesammelt – für „Ein Klavier für Margaret“.
Im Sommer 2014 ist es dann soweit …
Kikuyu, ein Vorort von Nairobi, Kenia, im August 2014: Margaret ist
bewegt und gerührt. „Thank you, danke, thank you“, wiederholt sie am
Telefon immer wieder. Wir sollen allen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern von der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland ein
großes Dankeschön weitersagen, die gemeinsam das Geld gesammelt haben,
um ihren Herzenswunsch zu erfüllen: „Ein Klavier für Margaret“.
Jetzt ist Margarets Traum wahr geworden. Die Sommerferien hat die
blinde junge Frau in Kikuyu verbracht, und dort, auf dem Gelände der
Henry-Wanyoike-Stiftung, steht nun das ersehnte „Piano“. Es ist ein
Keyboard der Marke Yamaha, das Margaret sich gemeinsam mit ihrem
Musiklehrer Denis Ngure und in Begleitung von Henry Wanyoike persönlich
ausgesucht hat – in einem Musikfachgeschäft in Nairobi. Denn Margarets
Herz schlägt für Pop- und Gospelmusik, dazu Rhythmus und Sounds. Freude
und Begeisterung: Es ist soweit! In einem Musikfachgeschäft in Nairobi
wählt Margaret gemeinsam mit ihrem Musiklehrer Denis das passende
Keyboard aus. Mit dabei sind GOLD-Filmprotagonist Henry Wanyoike (Foto
Mitte) und dessen Begleitläufer Joseph (Foto links), die das
Zusammentreffen organisiert haben.
Der Unterricht geht los
„Dieses Keyboard-Modell hat große Knöpfe, die übersichtlich angeordnet
und gut zu finden sind, auch wenn man nicht sehen kann“, erklärt
Musiklehrer Denis die Auswahl. Zum ersten Mal unterrichtet er jetzt
eine blinde Schülerin – eine Herausforderung, die er mit Elan und
Freude angeht. Margaret ist begeistert. Vorsichtig ertastet sie das
Instrument, hört aufmerksam hin und genießt den Klang. Alles ist noch
neu und aufregend. Und dann geht es auch schon richtig los.
Zwei bis drei Stunden täglich hat Margaret in den Sommerferien
Unterricht bekommen. Auf dem Lehrplan standen zunächst einmal
Einführungen in die Musik- und Harmonielehre und in die Grundlagen des
Keyboards. Musiklehrer Denis hat einen Plan ausgearbeitet, der genau zu
Margarets Wunsch passt: Pop und Gospels zu singen und zu spielen, Musik
zu machen und vielleicht sogar eines Tages aufzunehmen.
„Ich bin sehr glücklich“
„Ich bin sehr glücklich! Erzählt‘ das den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern“, bittet Margaret noch einmal am Telefon. „Ich freue mich
sehr über das Keyboard, und ich liebe es zu singen. Musik ist das, was
mich interessiert und was ich weiter machen möchte.“ Die Sommerferien
sind vorbei, jetzt geht es für die 17-jährige in den Endspurt ihrer
Schulausbildung, die sie voraussichtlich zum Jahresende abschließen
wird.
Wie es dann weitergeht? Wir dürfen gespannt sein! Die Unterstützung aus
Deutschland für ihre Musikkarriere ist Margaret auf jeden Fall schon
sicher: Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der
gesetzlichen Unfallversicherung haben genug gesammelt, um Margaret
nicht nur das ersehnte Keyboard zu schenken, sondern für die junge
blinde Kenianerin auch den weiteren Unterricht finanzieren zu können.
Text: DGUV/Bettina Bräuniger
Henry und Joseph kommen im September nach Deutschland
Die beiden werden am 19. September beim Baden-Marathon in Karlsruhe
sein. Als CBM-Botschafter wird Henry Autogramme am CBM-Stand auf der
Messe schreiben. Henry und Joseph werden den Halbmarathon laufen. Am
21. September wird Henry beim 10.000m Lauf bei „Jog and Rock“ in
Bensheim starten.
Die Schulaktionen in Nordrhein-Westfalen wird Henry wieder seine Geschichte vom „Hinfallen und wieder Ausgehen erzählen.
Gemeinsam mit CBM-Mitarbeitern wird er über die Situation von Menschen
mit Behinderungen in Entwicklungsländern sprechen. Die Schüler werden
wie immer davon beeindruckt sein, was Henry in seinem Leben erreicht
hat.
Am 29.09. werden die beiden nach Wien fliegen, um am 30. September am Vienna Night Run teilzunehmen.
Wolfgang
Bernath, Beamter bei der Bundeswehr und derzeit Kandidat für das Amt
des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Linz am Rhein: Ich habe Henry
mit Joseph 2008 erst über Bengts Buch, ein Jahr später alle drei
persönlich kennengelernt. Aus Wohlwollen wurde Sympathie, aus Sympathie
tiefe Freundschaft. Regelmäßig besuchen wir uns in unseren Familien
gegenseitig; erfreulicherweise konnte ich bereits eine stolze Summe für
ihn und seine HWF zusammenbetteln. Es ist klasse und motivierend, wenn
man genau sieht und sich sogar vor Ort auch noch persönlich überzeugen
kann, daß jeder Euro in konkrete Hilfsprojekte umgesetzt wird. Schön,
zwei Menschen zu haben, die sich meine Brüder nennen.
Ein Klavier für Njeri / Margret
Njeri
– das klingt afrikanisch ausgesprochen fast wie Geli. „Wir haben
denselben Namen“, sagt Margret, die alle Njeri nennen, zu Angelika
Bachmann, die alle Geli nennen. Die beiden Frauen treffen sich im
Januar 2014 im Wohnzimmer von Henry Wanyoikes Mutter. Sie versinken
nebeneinander auf der mondänen Couch, halten sich an den Händen. „Wir
heißen gleich und haben dieselbe Karriere“, sagt Njeri zu der
international erfolgreichen Geigerin des Hamburger Quartetts "Salut
Salon", die aus Deutschland extra nach Kenia gereist ist, um die
Projekte von Henry Wanyoike zu besuchen – und um mit Njeri, ihrer
Namensvetterin, eine wichtige Mission zu besprechen: Njeri bekommt ein
Klavier aus Deutschland! Sie lacht und wirkt dabei vorfreudig und
verlegen zugleich. Im Gespräch der beiden Musikerinnen wird schnell
klar, was Njeri braucht. Aufgrund der Witterungsverhältnisse (es ist
immer zu feucht, zu kalt, zu warm…) kommt ein klassisches
Klavier nicht in Frage. Es müsste viel zu oft gestimmt werden, ein
Aufwand, den vor Ort niemand leisten kann. Also soll es ein
elektrisches Klavier sein. Und da es in dem Dorf, in dem Njeri mit
ihrer Tante lebt, etwa eineinhalb Stunden entfernt von Kikuyu, noch
keinen Strom gibt, soll es erst einmal bei Henry untergestellt werden.
„Njeri kommt einmal im Monat zu uns und bekommt hier Unterricht und
kann intensiv üben, bevor sie wieder nach Hause fährt“, sagt Henry, der
mittlerweile auch schon einen Klavierlehrer für sein „Patenkind“
engagiert hat. In einem Jahr etwa soll das Klavier dann umziehen, wenn
es bis dahin auch in Njeris Dorf Strom gibt.
Njeri oder Margret, ihr englischer Name, ist von Geburt an blind. Henry
hat Njeri als Patenkind angenommen und unterstützt sie seit Jahren. Im
Buch "Der Lange Lauf ins Licht" wird beschrieben, wie Henry sie von zu
hause abholt und zur etwa 150 km entfernten Schule im Buschtaxi
begleitet. Der Film "GOLD" erzählt die Geschichte nach.
Angelika Bachmann besucht Theresias House of Hope
Nach dem Treffen mit Njeri spielt Angelika für die Kinder in Therias
House of Hope Geige. Die Kinder singen begeistert dazu. Anschießend
dürfen ein paar von ihnen probieren, der Violine ein paar Töne zu
entlocken.
Bericht aus Kenia:
Theresias House of Hope - eine Erfolgsstory (download PDF)
GOLD - Du kannst mehr als Du denkst
Flughafen
Hamburg, Lufthansa-Hangar Nr. 6: Nach der Welturaufführung auf der 63.
Berlinale unter Szenenapplaus und stehenden Ovationen schreiten Henry
und Joseph über den berühmten roten Teppich zum mit schweren, riesigen
schwarzen Vorhängen abgetrennten Filmsaal. Sie werden begleitet von den
beiden anderen Hauptdarstellern, dem australischen Rollstuhlfahrer Kurt
Fearnley und der deutschen Schwimmerin Kirsten Bruhn.
Ich habe mir eine Presseakkreditierung besorgt und stehe mit meiner
„Spielzeugkamera“, wie eine „Kollegin“ abschätzig meint, in der
Pressemeute, um ungestört Fotos machen zu können. Als
Myllow und ich uns gegenseitig Kusshändchen zuwerfen, Joseph und Henry
mir zuwinken und strahlen, ist mein Seelenleben wieder
zurechtgerückt. Wie
schön ist es, unsere Freunde, geduldig lächelnd und immer wieder
posend, im Rampenlicht stehen zu sehen! Nachdem alle tatsächlichen und
Möchtegern-Promis durch sind, komme ich gemeinsam mit unseren Freunden
vom Freundeskreis, der Christoffel Blindenmission (CBM) und dem
Johannesstift Berlin zusammen und wir können uns tatsächlich länger mit
Henry, Joseph und Myllow unterhalten. Wie gut tut das, sich wieder
zusehen!
1.200 geladene Zuschauer verfolgen dann im größten Kinosaal
Deutschlands, wie der Moderator, Tagesthemen-Mann Tom Buhrow, betont,
die Kinopremiere des Films, an dem Henry und Joseph großen Anteil
haben. Stark beeindruckt, teilweise fast atemlos, und sich gelegentlich
das eine oder andere Tränchen der Rührung aus den Augenwinkeln
wischend, erlebt das Publikum, wie die Drei leben und trainieren, wie
sie mit ihren Behinderungen zurechtkommen und begleiten sie
abschließend zu den Paralympics in London. Minutenlanger, stehender
Applaus ist der Dank an das Filmteam und die Darsteller.
Nach
der Vorführung steht und sitzt man noch gemütlich beisammen und kann
mit den tatsächlichen Promis, wie z.B. dem Schirmherrn,
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, Willi Lemke (jetzt
Sonderbeauftragter Sport des UN-Generalsekretärs), dem
Vorstandvorsitzenden der Lufthansa, Christoph Franz, oder dem Ersten
Bürgermeister Hamburgs, Olaf Scholz, Smalltalk betreiben. Besonders
volksnah zeigen sich Wladimir und Vitali Klitschko (ohne
Milchschnitte!), es gelingen tolle Fotos. Regina Bühne vom Freundeskreis hat vermutlich noch Tage nach dem gemeinsamen Foto mit Vitali ein seliges Grinsen im Gesicht.
Eine tolle Veranstaltung war das, die allen viel Spaß gemacht hat.
Technisch und inhaltlich hat dieser Film Spitzenniveau. GOLD - dieser
außergewöhnliche Film und die ebenso außergewöhnlichen Menschen
verdienen es wirklich, beachtet zu werden.
Text und Fotos: Wolfgang Bernath
Weitere Informationen auf der Webseite: www.du-bist-gold.de/
Großer Erfolg auf der Berlinale
Stehende Ovationen für "Gold – Du kannst mehr als Du denkst"
Am Ende des Films hielt es die rund 800 anwesenden Gäste, darunter
Bundespräsident Joachim Gauck und seine Lebensgefährtin Daniela Schadt,
im Haus des Berliner Festspiels nicht mehr auf ihren Sitzen. Der
minutenlange Applaus galt der Welturaufführung des Kinofilms "Gold – Du
kannst mehr als Du denkst", dem international anerkannten Filmemacher
und Grimme-Preisträger Michael Hammon sowie dem Filmteam. Der
Dokumentarfilm skizziert das Leben von drei internationalen
Spitzensportlern auf ihrem Weg zu den Paralympics in London 2012: Kurt
Fearnley, australischer Rennrollstuhlfahrer, Kirsten Bruhn, deutsche
Schwimmerin und Henry Wanyoike, kenianischer Marathonläufer und
CBM-Botschafter....mehr
Bericht und Fotos von Wolfgang Bernath aus London:
Paralympischer Marathonlauf am 09.09.2012
Henry in London
Für mich gibt es kaum eine größere Herausforderung, als mehr oder
weniger untätig am Straßenrand stehend einem Laufwettbewerb
zuzuschauen. Es juckt in den Füßen, die gerne mitmischen möchten. Und
doch gibt es Situationen, in denen man über die erzwungene
Enthaltsamkeit froh sein muss. Dann nämlich, wenn die Bedingung zur
Teilnahme eine erhebliche körperliche Einschränkung wäre. Die nämlich
müssen die Athleten vorweisen, die am Marathonlauf der Paralympics
teilnehmen.
Henry und Joseph hatten sich im Mai in Hannover
für den heutigen Lauf qualifizieren können. Wann hat man schon mal die
Gelegenheit, einen guten Freund zu olympischen Spielen zu begleiten?
Ich jedenfalls ergreife die Gelegenheit beim Schopf und fliege nach
London, um ihm nahe zu sein. Mit vor Ort ist auch Thorsten, der
gemeinsam mit dem Haus den Blindenhandwerks in Esslingen und mir das
Technical Institute fort the Blinds in Machakos um eine Besen- und
Bürstenproduktion erweitern möchte.
Eine
Stunde vor dem Start, der um 8 Uhr erfolgen wird, stehe ich an der
Strecke, und zwar am östlichsten Punkt des Kurses, der, von einer
kleinen Zusatzrunde am Anfang abgesehen, dreimal zu durchmessen
sein wird. Hier stehen schon die Kollegen von BBC, Channel 4, die quasi
rund um die Uhr von den Paralympics berichten. Für Deutschland kann ich
mir so eine geballte Medienpräsenz nicht vorstellen. Lange habe ich
überlegt, ob ich vielleicht doch im Pressewagen vor den Führenden
mitfahren soll, aber als laufender Reporter ist man ein Mann der
Straße, der das ganze Elend sehen will und nicht nur die absolute
Spitze. Ich entscheide mich zunächst, etwas weiter am sog. Monument zu
stehen, dort kommen die Brüder mit einer Meile Abstand gleich zweimal
vorbei. Ich sitze auf einem Poller und warte. Kein Zuschauer ist
zunächst zu sehen, da hätte ich wohl doch frühstücken gehen sollen. Na
ja.
Um kurz nach halb neun rauscht der Express erstmals an mir vorbei. Die
Lichtverhältnisse lassen vorerst leider nur Fotos in bescheidener
Qualität zu, aber man kann ein „buntes“ Völkchen mit
unterschiedlichsten Einschränkungen erkennen: Gesunde Beine haben alle,
teilweise aber nur einen oder einen verkrüppelten Arm, völlig Blinde
mit Guide, Läufer mit Restsehstärke mit und ohne Guide, nicht in jedem
Fall ist die Behinderung klar zu erkennen. Um die 30 Athleten sind es
nur, die hier um die Medaillen kämpfen – keine Mädels! -, alle aber in
einer Wertung! Was das soll, und wie man z.B. einen fairen Vergleich
zwischen einem Einarmigen, einem Restsehfähigen mit vier abwechselnden
Guides und einem vollständig Erblindeten mit nur einem Guide ziehen
kann, wird auf ewig das Geheimnis des Internationalen Paralympischen
Komitees bleiben.
Egal,
meine Helden sind dabei und ich habe einen Kloß im Hals vor Aufregung.
„Henry, Joseph, go for Gold!“, schreie ich wie ein Bekloppter, sie
erkennen mich, grinsen, recken die Daumen hoch, Klasse! Wow, wann hat
man mal einen Kumpel bei solch einem Wahnsinnswettbewerb am Start
und darf ihnen so nah sein? Eine Meile später sind sie wieder da
und sehen gut aus, liegen bei denen mit Guides in der Spitzengruppe.
Ein paar Musikgruppen mischen die kleinen Fangruppen ordentlich auf und
nach einer guten Stunde sind Henry und Joseph wieder da, sehen immer
noch gut aus und freuen sich über die persönliche Ansprache.
Hier
habe ich jetzt genug gesehen, schwinge mich in die U-Bahn und fahre der
Themse entlang zur Westminster Abbey an den westlichen Teil des Kurses
und warte vor Big Ben. Und warte und warte. Wo bleiben meine Helden?
Hektischer Informationsaustausch mit Thorsten, der auf der Tribüne am
Zieldurchlauf steht. Traurige Gewissheit: Henry hat zum ersten Mal in
seinem Leben, ausgerechnet heute, ein Rennen abbrechen müssen, eine
alte muskuläre Trainingsverletzung ist wieder aufgebrochen und hat die
Aufgabe erzwungen. Tief enttäuscht sind sie im Besenwagen gesehen
worden und, wie ich über Marion und das Gold-Filmteam erfahre, ins
Krankenhaus zur CT gefahren. Ganz dramatisch ist es Gottseidank nicht,
aber wir sind schon ganz schön frustriert. Langsam schlendere ich zum
Ziel und verfolge mit Thorsten die Zieldurchläufe. Bei den Läufern mit
Guide hätte es für die beiden durchaus zu einer super Platzierung
reichen können, aber von hätte hat er nichts.
Am
nächsten Tag treffen wir uns mit den beiden, die schon wieder lachen
können. Ich habe den Eindruck, Henry ist eher bemüht, uns wieder
aufzurichten als umgekehrt. So ein guter Kerl! Natürlich macht es
keinen Sinn, sich kaputtzulaufen, das Leben geht weiter und hält neue,
auch sportliche Herausforderungen bereit. Aber es ist schon
bedauerlich, wenn nach drei Monaten Abwesenheit von daheim und totaler
Konzentration auf den Sport nichts Zählbares mit nach Hause genommen
werden kann. Ich aber habe dieses Abenteuer trotzdem keine Sekunde
bereut. Um meine lieben Freunde treffen zu können, ist mir kein Weg zu
beschwerlich.
Aus anderer Sicht
3sat, Freitag, 13.7.2012 11:30 bis 12:00
Report / Gesellschaft und Soziales
Gold im Herzen - Die Visionen des blinden Langstreckenläufers Henry Wanyoike
"Ich habe mein Augenlicht verloren, aber nicht meine Visionen", sagt
Henry Wanyoike. Der erfolgreiche paralympische Langstreckenläufer ist
in Kenia ein Nationalheld. Mit 21 Jahren erblindet er über Nacht durch
eine Krankheit. In Kenia bedeutet das ein Leben in Armut. Henry ist
verzweifelt und will sterben.
Seine Familie bringt ihn in die Augenklinik von Kikuyu. Dort geben sie
ihm zwar nicht sein Augenlicht, aber seine Hoffnung zurück. Und er
findet zu seinem Sport, dem Langstreckenlauf. In nur wenigen Monaten
schafft er die Qualifizierung für die Paralympics in Sydney und legt
dort einen spektakulären Sieg hin: Die Bilder gehen um die ganze Welt.
Das war im Jahr 2000. Seitdem hat er unzählige Langstreckenläufe
gewonnen, und mit den Preisgeldern engagiert sich der Sportler für
benachteiligte Menschen in Kenia. Mit seiner Henry Wanyoike-Stiftung
baute er eine Strickwerkstatt für Blinde auf und gründete eine Schule
für die Kinder in seinem Slum. Wanyoike
will ein Vorbild sein und zeigen, zu welchen Höhenflügen man fähig ist,
auch mit Behinderung. In diesem Jahr will er sich wieder für die
Paralympics qualifizieren.
Die Reportage "Gold im Herzen - Die Visionen des blinden
Langstreckenläufers Henry Wanyoike" aus der Reihe "Aus anderer Sicht"
begleitet den Sportler in seiner Heimat Kenia und bei seiner
Qualifikation zu den Paralympischen Spielen 2012. 3 Fotos: (C)
CBM/argum/Einberger
Henry wird wieder am RUN OF SPIRIT teilnehmen
Das Pfingstwochenende ist greifbar nah und somit auch der 4. RUN OF
SPIRIT 2012. Die ersten ausländischen Gäste sind schon in Berlin und
akklimatisieren sich für das in Europa einmalige, integrative Laufevent.
Am 24. Mai, dem Donnerstag vor Pfingsten, gibt es dazu schon einmal
einen Vorgeschmack, bei unserem Laufnachmittag im Seminaris
Campushotel, in der Takkustraße 39, in 14195 Berlin. Ab 18.00 Uhr
werden DIE LAUFPARTNER für Interessierte Testschuhe der Firma BROOKS
ausgeben, um dann gegen 18.30 Uhr mit dem dreifachen Paralympics
Goldmedaillen-Gewinner, mehrfachen Weltmeister sowie Weltrekordhalter
Henry Wanyoike und seinem Guide Joseph Kibunja für gut 45 bis 60
Minuten in drei verschiedenen Geschwindigkeiten um den Grunewaldsee zu
laufen. Anschließend wird der Ausnahmeläufer Henry Wanyoike Autogramme
geben und auf den vom LandesSportBund Berlin mit dem INNOVATIONSPREIS
ausgezeichnetem RUN OF SPIRIT hinweisen. Dabei sind Anmeldungen, ohne
Nachmeldegebühr, ausnahmsweise noch möglich und im Anschluss können
Gedanken beim bereitgestelltem Buffet ausgetauscht werden, da DIE
LAUFPARTNER vor Ort ihr 5jähriges Jubiliäum ausklingen lassen.
Am 26. Mai, dem Pfingstsamstag, beginnt das Laufwochenende um den RUN
OF SPIRIT im ev. Johannesstift, mit einem gemeinsamen Lauftreff um 9.30
Uhr am Albert-Schweizer-Haus und anschließend um 11.00 Uhr werden die
Top-Stars der Veranstaltung bei einem Brunch, durch Spreeradio
Moderator Toni Schmitt vorgestellt. Dabei sind dann Regina Vollbrecht
aus Berlin, Marcin Grabinski aus Polen, Liav Solomovich aus Israel und
selbstverständlich auch Henry Wanyoike. Alle vier faszinierenden
Handicapsportler werden mit ihren Guides, am Pfingstmontag und bereits
600 vorangemeldten Teilnehmern/innen über 10km starten, wo sich starke
Konkurrenz angekündigt hat.
Nachmeldungen sind am kommenden Freitagnachmittag bei der
Startnummernausgabe im Festsaal des Johannesstift und am Pfingstmontag,
dem Wettkampftag bis eine halbe Stunde vor dem jeweiligen Start möglich.
Henry und Joseph in Waldbreitbach 2.0
Von Wolfgang Bernath - „So many things achieved, such a lot of fun! It
is, as if I had won a Gold Medal!” Begeistert bricht es aus Henry
heraus, als wir uns mit Joseph auf unserem letzten gemeinsamen
Trainingslauf befinden. „This has been one of the best weeks in our
lives“, wird er später noch hinzufügen. Da muß ich erst einmal
schlucken.
Nachdem
beide mit lieben CBM-Mitarbeitern bereits zwei Wochen in Posen und
Dresden verbracht haben, treffen wir uns samstags in Hannover. Die
Qualifikation für den paralympischen Marathonlauf steht an. Bei
optimalem Wetter liefern beide in ihrem ersten Marathon seit Henrys
schwerer Handverletzung vor vier Jahren mit 2:47:16 Std. eine gute
Vorstellung ab und werden in London neben den fast schon
obligatorischen 5.000 m auch über die 42,195 km antreten (7. und 9.
September 2012). Nach dem Lauf dürfen Elke und ich beide „übernehmen“
und mit nach Waldbreitbach nehmen. Eine komplette Woche werde ich für
beide alleinverantwortlich sein, ein wenig Fracksausen ob der
Verantwortung kann ich im Stillen nicht verleugnen. Aber es sollten
fünf Tage (plus An- und Abreise) der Superlative für alle Beteiligten
werden.
Beste Voraussetzungen schafft bereits das selbstlose unerfragte Angebot
des Waldbreitbacher Hoteliers Jürgen Grünwald, beide die komplette
Woche bei sich komfortabel und kostenlos zu beherbergen. Nach einer
halbstündigen erholsamen Physiotherapie steht am ersten Tag auf
Einladung der Verbandsgemeinde Waldbreitbach der Eintrag ins Goldene
Buch an. Henry nutzt diese, wie auch alle anderen Gelegenheiten, ihm
unbekannte Personen in Erstaunen zu versetzen und mit seiner ganz
besonderen Art für sich zu gewinnen. Noch am Vormittag werden beide von
137 Grundschulkindern zum „Spendenlauf für Kenia“ im Rahmen der
„Olympiade der Herzen“ erwartet, deren Erlös Henrys Foundation
versprochen ist. Strahlende Gesichter, weiße wie schwarze, sind das
Resultat; der Abschied fällt beiden nach mehr als zwei Stunden
sichtlich schwer und begeisterte Schüler, Lehrer und Eltern bleiben
zurück.
Ganz in ihrem Element sind beide am Nachmittag auf einem
Waldbreitbacher Bauernhof, der Kälberzucht und Milchwirtschaft
betreibt. Intensiv ist der gegenseitige Austausch und wechselseitige
Respekt für die jeweilige Arbeit mit den geliebten Rindviechern.
Selbstverständlich kann Henry auch mehrfach „Hand anlegen“ und so seine
Erfahrung unter Beweis stellen. TöpfereiIn der Waldbreitbacher Töpferei
geht es anschließend „rund“: An der Töpferscheibe dürfen beide ihr
Talent unter Beweis stellen und unter fachkundiger Anleitung durchaus
ansehnliche Schalen produzieren. Bei ihrem nächsten Besuch werden sie
diese, fertig gebrannt und lasiert, mit nach Kikuyu nehmen können. Elke
bereitet ein opulentes Abendessen, nach dem beide erschöpft in den
Schlaf der Gerechten fallen. Doch das sollte erst der Auftakt gewesen
sein.
Früh am nächsten Morgen geht es zunächst nach Königstein im Taunus, wo
Wolfgang Jochum, guter Freund und Pressesprecher der CBM, von seinem
schweren Schlaganfall rehabilitiert wird. Als Henry zum Abschied ein
langes, bewegendes Gebet für seine Genesung spricht, werden alle Augen
feucht. In Fellbach, einer 45.000 Einwohnerstadt am Rande Stuttgarts,
werden wir mittags von Thorsten Hintsch, einem neuen Henry-Fan und
Lauffreund von mir, bereits erwartet. Er wird die beiden nächsten Tage
organisieren. Der
Oberbürgermeister, Christoph Palm, der CBM seit Jahrzehnten verbunden,
hatte ins Rathaus zu einem Empfang eingeladen, an dem viele hochrangige
Bürger teilnehmen. Nicht nur die den beiden entgegengebrachte
Herzlichkeit lassen Henrys Augen strahlen, auch die Sach- und
großzügigen Geldgeschenke sind hochwillkommen. Offiziell wird es dann
beim Eintrag ins Goldene Buch, den sie mit routinierter Bravour
meistern. Henry auf dem BauernhofUnd schon wieder sind neue Bewunderer
gewonnen, die zu gegebener Zeit auf mehr hoffen lassen. Ursula, die
Freundin von Thorstens Frau führt uns in einen Pferdestall, wo Henry
die Tiere füttern darf. Ursula steht auch fast die ganze Zeit selbstlos
als Dolmetscherin zur Verfügung. Am Abend warten in der Gaststätte des
VfB Stuttgart interessierte, aber leider nur wenige Teilnehmer auf uns,
wo ich mit zunächst gewaltigem Herzklopfen versuche, in Bengts großen
Fußstapfen zu wandeln. Doch die Mischung aus Film, Fotos, Lesung und
Diskussion ist ein voller Erfolg, erst nach dreieinhalb Stunden dürfen
wir erschöpft in die (durch die Stadt Fellbach gesponserten) Betten
fallen.
Nach
einem vormittäglichem Lauf am dritten Tag, in dessen Rahmen zwei
Zeitungsinterviews mit Fotoshooting in den Weinbergen durchgeführt
werden, folgt ein echter Höhepunkt mit weitreichenden Folgen: Haus des
BlindenhandwerksDer Besuch im Esslinger Haus des Blindenhandwerks
demonstriert Henry und Joseph unter anderem, wie eine professionelle
Bürsten- und Besenproduktion aufgezogen wird. Hier ist Henry kaum noch
wegzubekommen und spätestens nach einem selbsterstellten Musterstück
durch unser Multitalent ist Thorsten und mir klar: Das ziehen wir
durch. Nämlich den Aufbau einer Bürsten- und Besenproduktion am
Technical Institute of the Blind in Machakos. Und schon wieder zeigt
sich, wie unersetzlich persönliche Netzwerke sind, wenn man etwas
erreichen will. Die dazu benötigten einfachen Maschinen sind zwischen
40 und 50 Jahre alt und nicht mehr zu beschaffen, Zeichnungen
existieren nicht, die Ausbildung der/s Ausbilder(s) muß in Deutschland
erfolgen – jeder hat eine Idee, wie er helfen kann und so wird ein
Rädchen ins andere greifen. Wir sind wild entschlossen, voller
Enthusiasmus, werden hartnäckig sein und allen zu erwartenden
Schwierigkeiten zum Trotz unser Ziel erreichen. Ganz nebenbei werden noch ein drittes Zeitungs-, sowie ein Radio- und Fernsehinterview gegeben.
Wieder nach Waldbreitbach zurückgekehrt, bleibt uns kaum Luft zum
Atmen. Aber zunächst freuen wir uns, Henry am vierten Tag zu Ehren
seines 38. Geburtstags ein schönes Frühstück auszurichten. Henry´s
GeburtstagsfeierNach guter deutscher Tradition lebt der Delinquent
dreimal hoch und Henry genießt dies in seinem Stuhl sichtlich und freut
sich über seinen neuen Rucksack. Im Anschluß daran besuchen wir die
Landesblindenschule in Neuwied. Die
Einrichtungen dieser hochmodernen Anstalt, auch für Mehrfachbehinderte,
begeistert beide und läßt sie gleichzeitig auch nachdenklich werden.
„Da liegen wir in Kenia ja Jahrzehnte hinterher“, seufzt Joseph. Aber
viele Einzelideen lassen sich vielleicht auch mit einfachen Mitteln
realisieren. Die Bürsten- und Pinselmacher-Lehrwerkstatt bringt beide
ins Schwärmen. Keine Frage, das muß nach Machakos. Wieder lassen wir
beeindruckte Schüler und Lehrer zurück. Und sind es selber.
MühlradAuf dem Rückweg entdeckt Joseph an der Wied ein funktionierendes
Mühlrad, das sofort eingehend inspiziert werden muß. Er sieht sich ein
solches Teil schon am Mt. Kenya, wo es das ganze Jahr über genügend
Wasser gibt, errichten. In
der Apotheke, die zu Weihnachten eine erhebliche Spende geleistet
hatte, besteht Joseph auf einem weißen Kittel für das Gruppenfoto.
Vorher jedoch beweist Dr. Kibunja bei meiner Beratung ungeahnte
pharmazeutische Kenntnisse. Dieser Kasper bringt uns aber auch ständig
und überall zum Lachen! In unserer Lieblingspizzeria – kein Ugali! –
klingt Henrys Geburtstag im Kreise seiner derzeitigen Ersatzfamilie
fröhlich aus.
Der Beginn des fünften und letzten Tages ist besonders für Joseph
wichtig. Beim gemeinsamen Frühstück treffen wir uns mit Jupp, einem
bald pensionierten Polizisten, der sich bereiterklärt hat, ihn als
Pensionär in Kikuyu zum Hundeführer auszubilden, um Joseph nach der
aktiven Laufzeit eine neue Geldquelle zu erschließen. Er ist bemüht,
keine falschen Erwartungen aufkommen zu lassen und schildert die
zu erwartenden Schwierigkeiten in aller Deutlichkeit. Dennoch ist
Joseph guten Mutes und voller Vorfreude.
Olymiade der HerzenDanach sind wir noch einmal in der Grundschule zur
symbolischen Scheckübergabe der Spende aus dem Lauf bei der „Olympiade
der Herzen“. Wir sind zunächst hocherfreut, als Henry aus 137
Kinderkehlen ein „Happy Birthday“ gesungen wird und vollkommen
sprachlos, als der Scheck mit der Summe von sage und schreibe 6.000 €
gezeigt wird. Damit
können ohne Zweifel die Restarbeiten an Theresias House of Hope bezahlt
werden. Und wieder strahlen die Jungs über alle Backen.
Beim anschließenden Besuch der Fertighausfirma Stüber-Haus in
Siebenmorgen informieren sich beide über die hochinteressante
Produktion und energieeffizientes Bauen bis hin zum Passivhaus mit
lediglich 400 € Energiekosten pro Jahr. Selbstverständlich greift
Joseph in die laufende Produktion ein und stellt sein Können bei der
Arbeit mit einem Druckluftnagler unter Beweis.
Wieder zuhause beim Kaffee lernen sie einen Teil unserer Verwandtschaft
kennen und begrüßen u. a. Elkes topfite 86jährige Tante. Joseph und sie
sind hocherfreut festzustellen, daß sie und Josephs Tochter den
gleichen Vornamen (Elisabeth) tragen. Dann
geht’s ans Packen, beide plündern meine für die Läufer aus Kikuyu
gesammelten Laufschuhe und –bekleidung, fast 40 kg gehen so quasi
umsonst nach Kenia. Bei der abschließenden Trainingseinheit über Stock
und Stein beten wir drei noch kurz gemeinsam im winzigen
Luh-Kapellchen, bevor ein zweiter, ähnlich erfolgreicher Vortrag in der
Grundschule diese ereignisreiche Woche beschließt. Georgina, gebürtige Kenianerin aus dem Nachbardorf, ist außer sich vor Freude über die Landsleute und übersetzt in Kisuaheli.
Samstagfrüh um drei Uhr fahren unser Sohn Jan Philipp und ich beide an
den Frankfurter Flughafen, wo sie dank Vorzugsbehandlung vier Kisten á
knapp 20 kg sowie je zwei Stücke Handgepäck aufgeben können, insgesamt
fast 100 (!) kg Gewicht. Den Abschied gestalten wir sicherheitshalber
schnell, um die Emotionen im Griff zu behalten. O je, der Drache für
Elisabeth ist zuhause liegengeblieben. „Macht nichts“, sagt Joseph, „so
haben wir einen guten Grund, bald wiederzukommen!“ Lieber Gott, ich
danke Dir für diese außergewöhnlichen Freunde.
Henry und Joseph bereiten sich in Deutschland auf London vor
Fünfter Platz in Dresden beim 10km-Lauf. Ein toller Erfolg nach
der langen Auszeit seit dem Autounfall. Henry und Joseph sind in 35:29
Gesamtfünfte in Dresden über 10 km geworden. Wegen der
Paralympics-Qualifikation in Hannover am 06. Mai gaben die beiden nicht
alles, sonst wären sie wohl noch weiter vorn gelandet.
Beide sind gut drauf, lustig wie immer, und fahren jetzt zur Übergabe
der goldenen Schuhe für den Film „GOLD“ (siehe weiter unten) nach
Hamburg.
Zwischen Trainingseinheiten und Wettkämpfen werden Henry und Joseph in
Dresden, Hannover und Bensheim Schulen besuchen. Henry wird die
Geschichte vom Hinfallen und wieder Aufstehen erzählen.
Henry erhält Besuch aus Deutschland
Seit drei Jahren sind Henry und Joseph mit Wolfgang Bernath aus
Waldbreitbach befreundet. Nachdem bereits mehrere Treffen in
Deutschland stattgefunden hatten, war Wolfgangs Neugier auf Henrys
Heimat so groß geworden, daß sein erster Besuch in Afrika nicht länger
hinausgeschoben werden konnte und Ende Oktober 2011 stattfand.
Henry hatte ihn im Gästehaus des Krankenhauses von Kikuyu untergebracht
und für ein zugleich interessantes wie forderndes Besuchsprogramm
gesorgt. Wolfgang primäres Interesse lag im Kennenlernen der von der
Foundation unterstützten Projekte, um die seinerseits begonnene
finanzielle und materielle Unterstützung fortzuführen. „Seeing is
believing!“, lacht er in Anspielung auf die weltweite Initiative zur
Prävention gegen Erblindung. „Das, was ich mit eigenen Augen sehe und
im Foto festhalten kann, wirkt bei meinen Freunden und Verwandten
absolut authentisch und regt zu weiterer Unterstützung an.“
Myllow und Henry holen Wolfgang in Nairobi am Flughafen ab, Joseph fährt schon mal den Wagen vor…
Auf
dem Besuchsprogramm für den passionierten Marathonläufer stand zunächst
ein Besuch beim re-born Athletic Club Kirbac an, wo sehr gute
Nachwuchsläufer trainieren und auf eine Chance zum (gut bezahlten)
internationalen Einsatz hoffen.
Die vorgefundenen einfachsten Verhältnisse und der Mangel selbst an
Grundnahrungsmitteln veranlassten Wolfgang spontan zur Beschaffung
einiger einfacher Uhren zur Zeitmessung sowie von Reis, Fett und Ugali.
Es ist beabsichtigt, über die schon diesmal mitgebrachten Teile hinaus
künftig regelmäßig Pakete mit noch brauchbaren Laufschuhen, Shirts und
Hosen nach Kenia zu senden.
Das
gerade mit der ersten Klasse eröffnete Theresias House of Hope war ein
weiteres Ziel seines Interesses. Aufgrund mehrerer Geldspenden war ihm
die Übergabe eines Schecks über 1.000 € möglich. Hiermit können
einheimische Handwerker geeignete, langlebige Schulmöbel herstellen
und/oder die beiden weiteren sich noch im Rohbau befindlichen
Klassenräume fertigstellen.
Besonders
beeindruckt zeigte er sich vom Machakos Technical Institute for the
Blind. Hier hatte bereits Henry seine Rehabilitationsmaßnahme nach der
Erblindung durchgeführt. Noch heute wirkt dieses Zentrum segensreich,
indem es Erblindeten in vielerlei Hinsicht hilft, ein möglichst
eigenständiges Leben (wiederzu)erlernen und diverse handwerkliche
Berufsausbildungen ermöglicht. Der Strickmeister und CBM Botschafter Henry Wanyoike demonstrierte dabei sein unverändert vorhandenes Geschick.
Als
Höhepunkt empfand Wolfgang den Besuch des jahreszeitlich bedingt
knöcheltief verschlammten Kanjeru-Slums, aus dem Henry stammt. Hier
waren die drei auch schon frühmorgens auf einer gemeinsamen
Trainingsrunde aktiv gewesen. Zunächst fand auf dem
„Stadiongelände“ die Übergabe einiger Fußballschuhe, Trikots und zweier
neuer Fußbälle statt, die der Fußballverein „Kanjeru United“ dringend
benötigte. Weitere Hilfslieferungen sind beabsichtigt, so daß die
örtlichen Fußballhelden in der Zukunft auch auf rutschigem Boden
Standfestigkeit beweisen können.
Spätestens
die Bekanntschaft mit einigen der ärmsten Familien verdeutlichte, in
welch unermesslichem Reichtum die meisten Deutschen leben, selbst wenn
sie nur über wenig Geld verfügen. Die Frage, WAS Henry zukünftig für
seine Projekte gebrauchen kann, hatte sich damit für Wolfgang erledigt,
denn er konnte unschwer erkennen, daß ALLES gebraucht wird. Gut zu
sehen war der Erfolg der Aktion „Cows4Kenya“: Eine samt Stall
gespendete Kuh ermöglicht einer Familie das Überleben, denn die nicht
unbedingt selbst benötigte Milch kann verkauft und von dem Erlös
anderes Lebensnotwendige beschafft werden. Und das Konzept geht auf,
denn die ersten Kühe haben bereits Kälber geboren, die ihrerseits an
weitere besonders Bedürftige weitergegeben werden konnten.
Neben einigen touristischen Zielen bildete die Teilnahme am
Nairobi-Marathon den Abschluß von Wolfgangs lehrreicher Reise. Die
herzliche Freundschaft zu den Familien von Henry und Joseph führten
auch auf der Rückreise zu einem mit Geschenken gut gefüllten Koffer,
über die sich Wolfgangs Familie sehr freute. Spätestens im Mai 2012 bei
der Qualifikation zum paralympischen Marathonlauf wird man sich in
Hannover wiedersehen und auch einige Tage in Waldbreitbach zusammen
verbringen. Wolfgangs Fazit: „Die mir entgegengebrachte hoch
erfreuliche Herzlichkeit auf der einen und die überall gesehene immer
noch vorhandene Bedürftigkeit auf der anderen Seite haben mich geprägt.
Die Verbindung wird weitergelebt und intensiviert werden.“
Einen Ausführlichen Bericht über Wolfgangs Aufenthalt in Kenia gibt es HIER.
Theresias House of Hope: Der letzte Schultag vor den Ferien
Im
März dieses Jahres wurde die Vorschule für die Kinder aus dem
Kanjeruslum eröffnet. 15 Kinder zwischen zwei und vier Jahren wurden
von einer Lehrerin unterrichtet. Jeden Tag bekamen sie eine Mahlzeit in
der Schule. Jetzt haben sie das erste Schulhalbjahr hinter sich und
gehen in die Ferien. Der letzte Schultag war Anlass für eine kleine
Feier. Eltern waren eingeladen und es gab zu Essen und trinken für
alle.
Besonders stolz waren die Kinder, als sie ihr erstes Zeugnis erhielten.
Henry war leider im Ausland und konnte die Zeugnisse nicht persönlich
aushändigen.
Endlich: Theresias House of Hope ist eröffnet
Als Henry in Deutschland mit der Christoffel Blindenmission unterwegs
war und viele Schulen besuchte, hat sich in seiner Heimat viel getan.
Freunde von Henry haben dem House of Hope den letzten Schliff gegeben,
Schulmöbel und Lehrmaterial eingekauft. Eine Lehrerin unterrichtet
jetzt die ersten Kinder.
2 - 4 jahre alte Kinder aus dem Kanjeru-Slum, in dem Henry aufgewachsen
ist, sollen in diesem Kindergarten und der Vorschule unterrichtet
werden. Für die Kinder stehen 3 Klassenräume zur Verfügung. Hier die Bilder....
Henry als 8er im Ziel
Henry Wanyoike hat am 8. Mai in Hannover mit
Joseph Kibunja als achter in einer Zeit von 1:16:00 die
Halbmarathondistanz bezwungen. Trotz schlechter Bedingungen wegen der
Wärme und des starken Windes haben die beiden ihre Zeit vom letzten
Jahr um 2:13 verbessert und waren 20 Plätze weiter vorn.
GOLD – Du kannst mehr als Du denkst
Unter diesem Titel und Motto fällt am
29. April 2011 der Startschuss für ein einzigartiges
Dokumentarfilm-Projekt und eine große Kommunikationskampagne.
Der Film porträtiert die querschnittgelähmte deutsche Schwimmerin
Kirsten Bruhn, den australischen Rennrollstuhlfahrer Kurt
Fearnley und Henry Wanyoike mit Joseph Kibunja. Der Film
begleitet die drei Hauptdarsteller auf dem Weg zu und bei den
Paralympics 2012.
GOLD erzählt die persönlichen Dramen der Athleten, ihren Kampf gegen
Verzweiflung und Vorurteile, sowie ihren Aufstieg zu Spitzenathleten
und Vorbildern.
Henry
freut sich auf Berlin! Er lernte Kirsten Bruhn 2006 bei der Laueres
Verleihung in Barcelona kennen. Beide waren nominiert, schafften es
aber nicht zum Sieg. Kirsten traf Henry damals im Hotel am Pool.
Nachdem Henry seine Geschichte erzählt hatte und auch davon, einmal
schwimmen zu lernen, gab Kirsten ihm den ersten Schwimmunterricht.
Henry kann mittlerweile Schwimmen. Jetzt spielen beide eine Hauptrolle
im Film und Henry freut sich, seine damalige Schwimmlehrerin bei der
Vorstellung des Filmprojekts wieder zu sehen.
Henry wird nach der Filmvorstellung nach Chemnitz reisen und dort seine
Freundin Petra Verweyen besuchen. Mit der Christoffel Blindenmission
sind Motivationsgespräche in einigen Schulen bei Bensheim geplant. Am
06. Mai wird Henry abends im Hotel Maritim, Hannover einchecken. Am 08.
Mai laufen Henry und Joseph den Halbmarathon in Hannover. Hier können
seine Fans ihn beim Lauf unterstützen. In der folgenden Woche sind
wieder Schulbesuche in Süddeutschland geplant. Abflug in Frankfurt ist
am 13. Mai.
Henry Wanyoike beim 5. Chemnitzer Firmenlauf
Zum fünften Chemnitzer Firmenlauf sind gestern 2100
Aktive gestartet. So viele wie noch nie zuvor. Zum ersten Firmenlauf
vor fünf Jahren waren es noch 223 Starter, vergangenes Jahr schon 1504
Läufer.
Mit 50 Läufern war das sächsische Förderzentrums für Blinde und
Sehbehinderte (SFZ) das zweitgrößte Team. Mit dem Kenianer Henry
Wanyoike konnten das Blindenzentrum sogar einen echten Stargast
präsentieren. Mehr hier: freiepresse.de
Henry im Goldenen Buch der Wedemark
Bissendorf (awi). Ungewöhnlicher Besucher am Montagabend in der
Ratssitzung: Bürgermeister Tjark Bartels präsentierte den
Ratsmitgliedern den blinden kenianischen Marathonläufer Henry Wanyoike
als besonderen Gast und bat ihn, sich als Dritter überhaupt in das
Goldene Buch der Gemeinde einzutragen – nach dem mittlerweile
verstorbenen Ehrenbürger Fritz Sennheiser und dem haitianischen
Botschafter. Bartels rief Ratsmitglieder und Zuschauer außerdem zu
Spenden für die Schule auf, die Wanyoike in seiner Heimat Kenia
einrichtet: „Ich habe mir erlaubt, Ihnen Einzugsermächtigungen auf Ihre
Plätze zu legen. Mehr: im Wedemark Echo
Henry Wanyoike besucht Hannover und Chemnitz
Nach einem schweren Schicksalsschlag in Kenia wird Henry sein Freunde
in der Wedemark und Hannover besuchen. Sein früher Trainer, Guide und
bis zuletzt guter Freund Pius ist vor ein paar Tagen an Krebs
gestorben. Trotzdem wird der CBM-Botschafter am 25. August in Nairobi
abfliegen und Donnerstag gegen 10 Uhr in Hannover/Langenhagen ankommen.
Am Freitag Nachmittag ist ein Lauf mit Freunden geplant. Am Samstag
Abend wird Bürgermeister Tjark Bartels Henry beim Open Air Festival
vorstellen. Am Sonntag Vormittag wird Henry versuchen, den Sieg von
2008 beim Eilenriederennen in Hannover zu wiederholen. Am Montag
besucht Henry mit Wolfgang Jochum von der Christoffel Blindenmission in
Bensheim den Rat der Gemeinde Wedemark.
Mit seine Freundin Petra Verweyen fährt Henry am Dienstag nach
Chemnitz. Dort wird er in der im SFZ-Berufsbildungswerk für Blinde und
Sehbehinderte eine Blindenfussball-Bande einweihen und auf der
"Interkulturellen Woche" den Afrika-Stand besuchen. Am 6. September
wird Henry um 7 Uhr wieder von Langenhagen zurück nach Nairobi fliegen.
Henry hofft, dass er Spenden für "Theresias House of Hope" für
bedürftige Kinder aus dem Kanjeru-Slum mit nach hause nehmen
kann. In Hannover wird Henry von einem Fernsehteam des IPC-TV
begleitet.
Henry in Hannover
Bürgermeister begrüßt Henry Wanyoike
von Anke Wiese
Henry Wanyoike signierte für Bürgermeister Tjark
Bartels eine
Autogrammkarte. Dabei: Henrys Führer Joseph Kibunya, Regina Bühne,
Martin Rönnau von der Christoffel Blindenmission und der
stellvertretende Schulleiter Andreas Schmidt.
Der blinde Marathonläufer Henry Wanyoike vertraute sich beim Training
mit den Schülern auch einigen jungen Leuten an, die ihn auf der Bahn an
einem Bändchen am Handgelenk führten wie sonst Joseph Kibunya.
Buchtipp:
Bengt
Pflughaupt erzählt die unglaubliche Geschichte von Henry Wanyoike -
nachzulesen in der Biographie "Henry Wanyoike. Mein langer Lauf ins
Licht"