MARATHON | 25.04.2005
Henry lief ins Herz der Hamburger!
Kenianer mit neuem Weltrekord für Blinde / Peinlich Keine Prämie
Das
Ziel konnte er nicht sehen, aber als Henry Wanyoike nach 42,195
Kilometern die Ziellinie an der Seite seines Laufpartners Joseph
Kibunja beim 20. Hamburg-Marathon als 32. Athlet überquerte, hatte er
die Herzen der Hamburger Zuschauer endgültig erobert. Mit einer Zeit
von 2:31:31 Stunden machte der seit dem 20. Lebensjahr an einer
rätselhaften Krankheit erblindete Wanyoike seine Ankündigung wahr und
unterbot seinen eigenen Blinden-Weltrekord von 2:33:20 um beinahe zwei
Minuten. Den hatte er erst vergangene Woche in London aufgestellt.
Mit
diesem neuen Rekord stahl er den anderen Spitzenläufern die Schau. "Ich
bin sehr, sehr glücklich. Die Hamburger Zuschauer haben mich zu diesem
Weltrekord getrieben. Immer wieder haben sie mich mit Henry-Henry-Rufen
angefeuert und mich ins Ziel getragen", sagte der zweifache
Paralympics-Sieger von Athen 2004 und kündigte fürs nächste Jahr seinen
erneuten Start in der Hansestadt an: "Hamburg ist ab heute meine
Lieblingsstrecke." Schade fand es der 5000- und 10
000-Meter-Weltrekordler allerdings, dass es für seine neue Bestzeit
keine Extraprämie gab. Eine absolute Respektlosigkeit von Veranstalter
Wolfram Götz dem Top-Athleten gegenüber. Unfassbar: Götz wollte ihn
erst gar nicht starten lassen, weil im Vertrag drin stand, dass Henry
in London nicht finishen darf. Damit er seinen Saisonhöhepunkt hier in
Hamburg hat. Das gelang auch so, auch wenn Götz sauer war und im Ziel
Wanyoike nicht gratulierte: "Ich hab den Weltrekord gar nicht
mitgekriegt."
Einen Großteil seiner Läuferprämien
spendet Henry, der auch ein Buch geschrieben hat ("Mein langer Lauf ins
Licht", Herder Verlag, 8,90 Euro), für Projekte der
Christoffel-Blindenmission in Afrika. Wie wäre es mit einer
nachträglichen Prämie, Herr Götz? |